Ausgehen, Feiern und Tanzen gehört für viele Menschen zu einem guten Leben dazu – alle wollen Spaß haben und sich ausleben. In der Kurier*innenszene geschieht dies vor allem im Rahmen von Meister*innenschaften und Alleycats, die sich durch ein hohes Maß an Körperlichkeit und sportlichem Wettkampf auszeichnen. Doch was Spaß für einzelne Menschen bedeutet, ist von Person zu Person unterschiedlich und von der spezifischen Situation abhängig, denn persönliche Grenzen sind subjektiv. Wir wollen auf einen neuen gesellschaftlichen Normalzustand hinarbeiten, in dem das Achten der eigenen und der Grenzen Anderer selbstverständlich ist. Als Szene können wir so mit gutem Beispiel vorangehen und für einen respektvollen, wertschätzenden Umgang miteinander einstehen.
Die Kurier*innen-Szene ist sehr maskulin geprägt und besteht nach wie vor überwiegend aus Cis-Männern. Dies zeigt sich auch an Comunityanlässen wie Alleycats etc. Bei internationalen Meister*innenschaften lag der Durchschnitt in den letzten drei Jahren von WTNB jeweils irgendwo bei 10-20% der Anmeldungen (Tendenz steigend).
Orte mit einem übermässig hohen Anteil an cis-männlichen Personen können für viele Personen (all Gender) einschüchternd oder sonst unangenehm sein.
Meister*innenschaften sind per Definition sportliche Wettkämpfe. Dies begünstigt und befeuert zudem dominantes sowie mackerhaftes Verhalten und macht die Kurier*innenszene zu einem Ort, an dem sich verschiedene Personen und besonders FLINTA* schnell unwillkommen fühlen können.
Doch natürlich wollen wir nicht nur sexistische Diskriminierung, sondern JEDE Diskriminierung kritisieren und die damit verbundenen Verhaltensmuster aufbrechen (lernen). Zu diesem Zweck haben wir eine Richtlinie formuliert, welches die Awareness aller Teilnehmer*innen auf Meister*innenschaften fördern und das etablieren stabiler Awareness-Strukturen erleichtern soll.
Gerade in Räumen, die von Körperlichkeit, Lautstärke, Dunkelheit, Enge und möglicherweise Rausch charakterisiert sind, kommt es leider immer wieder zu Grenzüberschreitungen. Diese betreffen meist Personen, die ohnehin bereits von existierenden gesellschaftlichen Machtverhältnissen diskriminiert werden, zum Beispiel aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion oder weil sie nicht able-bodied sind. Oftmals werden Veranstaltungen von betroffenen Personen nach solchen negativen Erfahrungen verlassen, wodurch sich die bestehenden diskriminierenden Verhältnisse weiter manifestieren. Um das zu verhindern, ist es wichtig, dass alle Teilnehmer*innen einer Veranstaltung ihre Grenzen so gut es geht wahrnehmen können und diese, wie auch die der Anderen respektieren, also möglichst aware sind.